26 Mrz 2015

Anwerbungsversuch des Verfassungsschutzes in der Fanszene des 1. FC Union Berlin

Wenn man an V-Männer denkt, dann schießt einem sofort der NSU Prozess in den Kopf oder das NPD Verbotsverfahren. Nüchtern betrachtet, ist ein V-Mann eine Person, die der Polizei Hinweise zur Verhinderung und Aufklärung von extremistischen Straftaten liefert und deren Identität von der auftraggebenden Ermittlungsbehörde geheim gehalten wird. Sie sollte entweder berufsbedingt (Taxifahrer und Gastwirte werden hier oft angeführt) Erkenntnisse erlangen können oder selbst einem kriminellen Milieu angehören und unterscheidet sich damit vom verdeckten Ermittler. Dies sind Polizeibeamte, deren Identität dahingehend verändert wird, dass sie in der Lage sind, über einen langen Zeitraum unerkannt ermitteln zu können. Der Bundesinnenminister hat am 25.3.2015 einen Gesetzesentwurf vorgelegt, der V-Männer stärken will, es geht vor allem um die Straffreiheit.

Die Fanszenen von Fußballvereinen bringt man damit jedoch eher nicht in Verbindung und dennoch passiert es immer wieder: Die Rot-Schwarze Hilfe aus Nürnberg berichtete 2012 von einem Anwerbungsversuch seitens der Polizei. In Nordrhein-Westfahlen dagegen wurden zwischen 2008 und 2012 laut Innenminister Jäger bis zu zehn V-Leute eingesetzt.

Aus unserer Kenntnislage hat inzwischen auch unsere Fanszene mit diesem Problem zu tun: Bereits im Februar gab es eine erste Kontaktaufnahme zu einem Mitglied unserer Fanszene. Ein älteres Pärchen, das auf den ersten Blick unscheinbar wirkte, sprach die Person auf dem Weg zur Arbeit an. Man stellte sich als Mitarbeiter des Verfassungsschutzes vor und lud das Mitglied der Fanszene zu einem Kongress ein, welcher sich thematisch mit Politik und Fußball auseinandersetzen sollte. Wann und wo solch ein Kongress hätte stattfinden sollen, bleibt ein Rätsel. Das Mitglied der Fanszene lehnte die Einladung ab und informierte direkt die Eisernen Hilfe. Wir gaben ihm Ratschläge, wie er sich bei weiteren Kontaktversuchen zu verhalten habe. Knapp einen Monat später kam es dann, wie erwartet, zu einer weiteren Kontaktaufnahme. Dieses Mal rief der Verfassungsschutz bei besagter Person an und lud diese zu einem Gespräch ein.

Wir erleben beim 1.FC Union Berlin eine neue Form der Überwachung und gehen als Eiserne Hilfe davon aus, dass es bereits weitere Anwerbungsversuche gegeben hat und auch weiterhin geben wird. Wir können nur dazu raten, folgende Hinweise zu beachten:

  • Lasst Euch auf keinen Fall auf derartige Unterhaltungen ein, sondern beendet das Gespräch sachlich aber bestimmt.
  • Macht Euch im Anschluss Notizen: Wie sah der Anwerber aus? Was hat er gesagt? Was gab es für Auffälligkeiten? Hatte er ein Auto, was für ein Kennzeichen? Lasst euch den Namen der Person geben.
  • Das Allerwichtigste: Informiert uns sofort über derartige Anwerbungsversuche! Die Sicherheitsbehörden scheuen nichts mehr als eine kritische Öffentlichkeit.

Wir als Eiserne Hilfe rufen Euch zum Zusammenhalt der Fanszene auf, lasst derartige Versuche der Spaltung ins Leere laufen. Lasst uns gemeinsam, Schulter an Schulter, solidarisch weiter durch die Stadien des Landes ziehen. Kein Laster kann so groß sein, dass man seine (Fußball)Familie verrät. Es gibt viele Anlaufstellen rund um diesen Verein, die Hilfe anbieten können: Gemeinsam Eisern!