17 Aug 2017

Presseschau 8.2.17

Die in Camouflage gekleideten und durch Karlsruhe marschierenden Fans aus Dresden sowie das große Banner am Zaun des Gästeblocks sollten allen Lesern noch hinlänglich bekannt sein. Auch die Welle an Unterstützungbekundungen durch andere Kurven an den folgenden Spieltagen konnten nicht übersehen werden und wählten dabei die extremste Formulierung, um ihren Unmut zu bekunden: „Krieg dem DFB“. Zeit Online und Spiegel Online thematisieren diese „Drohung“ und versuchen die Situation und die Beweggründe zu erfassen.

Zeit Online: Sie nennen es Krieg

„Die Szene ist so heterogen wie die Gesellschaft. Einige Ultras sind dumm, andere schlau. Einige sind friedlich, andere suchen Gewalt. Einige sind politisch engagiert, andere sozial, einige nichts von beiden. Es gibt Rechte und Linke, Verrückte und Spießer. Manche Gruppen sind verfeindet, andere kommen gut miteinander klar.“

Spiegel Online: Ultras in Deutschland – Unter Beschuss

„Im Kern ging es aber um etwas anderes: Die Dynamo-Fans wollten auf ein Problem aufmerksam machen, das in der Öffentlichkeit nur unzureichend diskutiert wird: der tiefe Graben zwischen Fußballfans und Verbänden, an dessen Spitze der DFB steht.“

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Ein Grund für die harschen Worte der Kurven gegen den DFB sind auch die teilweise drakonischen Strafen gegen den Verein. Am Beispiel des Viertligisten aus Babelsberg stellt eine Lokale Zeitung die Fragen, ob die Strafen der Verbände überhaupt die erhoffte Wirkung oder nur unerwünschte Folgen haben.

Potsdamer Neueste Nachrichten: Je mehr Strafen, desto mehr Feuerwerk

„Anders in den höheren Ligen: Zu 1,82 Millionen Euro wurden 49 der 56 deutschen Erst- bis Drittligavereine im Laufe der letztjährigen Saison verurteilt – wegen Fehlverhaltens der Fans, vor allem weil diese Pyrotechnik zündeten. Doch je mehr Strafen, desto mehr Feuerwerk in den Stadien“

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Auch die Eiserne Hilfe berichtete schon über die gesetzlichen Änderungen hinsichtlich der Pflicht zur Zeugenaussagen. Nun ist es die Schwarz-Gelbe-Hilfe aus Dresden, die ihre Mitglieder darüber informiert, und eine Auffrischung der Neuerung kann nicht schaden.

Schwarz-Gelbe-Hilfe Dresden: Sommer, Sonne, Strafprozessordnung

„Im Rahmen polizeilicher Vorladungen im Falle von Zeugen gab es eine weitreichende Änderung. Mussten bis dato Zeugen bei einer Vorladung durch die Polizei dieser nicht Folge leisten, sind diese numehr mit der Neufassung des §163 III StPO n.F*. verpflichtet die Ladung wahrzunehmen, soweit dem ein Auftrag der Staatsanwaltschaft zugrunde liegt.“

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Weiterhin scheinen auch die Mittel zur Überwachung von Fussballfans immer mehr dem Roman 1984 entnommen zu sein. Faszination Fankurve berichtet unter Berufung auf die Antwort zu einer parlamentarischen Anfrage im niedersächsischen Landtag von Handyortung und Nachrichtenüberwachung.

Faszination Fankurve: Handyortung und Nachrichtenüberwachung bei Fans

„Auf die Frage der FDP-Abgeordneten „Kommen Handyortungen und Überwachungen von E-Mails, WhatsApp-Nachrichten oder SMS in Niedersachsen gegenüber Fußballfans zum Einsatz?“ antwortete das niedersächsische Innenministerium: „Die aufgeführten Maßnahmen werden bei Vorliegen der rechtlichen Voraussetzungen auch im Kontext Fußball durchgeführt.“

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Als neues Mittel gegen gewaltbereite Fussballfans sieht des GdP-Landesvorsitzenden Dietmar Schliff die Anwendung von Meldeauflagen. Dies ist eine Reaktion auf das Verhalten von Hannover 96 Fans beim Testspiel gegen FC Burnley.

Welt Online: Mehr Meldeauflagen für Fussball-Chaoten

„«Fußball ist Volkssport und muss Vorbildcharakter haben. Neben friedlicher, normaler Rivalität, die beim Sport dazu gehört, darf kein Raum für Anfeindungen und Gewalt bleiben», sagte Schilff.“

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Zum Abschluss der Presseschau noch zwei Berichte über abgeschlossene Fälle aus Nürnberg und Kaiserslautern.

Rot-Schwarze-Hilfe Nürnberg: Verhandlung vor dem Amtsgericht Leipzig gegen Glubb-Fan

„In der Beweisaufnahme zeigte sich aber dann, dass zum ersten Tatgeschehen gar kein Polizeibeamter gefunden werden konnte, der von den Fußtritten des Fans getroffen wurde. Offensichtlich hatte auch kein Polizeibeamter irgendetwas gespürt, was womöglich auch an den umfangreichen Protektoren in den Einsatzanzügen der Polizeibeamten gelegen haben kann.“

Rot-Weiße-Hilfe Kaiserslautern: Freispruch im Verfahren um die Vorfälle am Kölner Hauptbahnhof

„Nach fast anderthalb Jahren kam es nun zu einer Verhandlung vor dem Amtsgericht Köln. Der erste vernommene Polizeibeamte war sich anfangs relativ sicher, dass Sebastian der Täter sei. Auf Nachfrage der Verteidigung war er es sich aber plötzlich nicht mehr. Ebenso beschrieb er Sebastian anhand von Kleidung, die er ausweislich der Bilder in der Ermittlungsakte nicht getragen hatte.“