04 Sep 2017

Presseschau 9.1.17

Das alles beherrschende Thema im Zusammenhang mit der Fankultur in deutschen Stadien bleibt zweifelsfrei die „Kriegserklärung“ gegen den DFB und der gemeinsamen Protest den Fankurven in nahezu alle deutschen Stadien. Ein Kommentar zu Ultras gegen den DFB von Ingo Petz.

Cicero.de: Grindels Angst

„Fans, die Wochenende für Wochenende ins Stadion pilgern, die tausende Kilometer zu Auswärtsspielen zurücklegen, die große Teile ihres Einkommens und ihrer Zeit auf die Unterstützung ihres Vereins verwenden, die sich für faire Ticketpreise und Anstoßzeiten einsetzen, haben ein Recht, ernst genommen und nicht nur als Konsumenten und damit als Zuträger einer Wirtschaftsbranche verstanden zu werden.“

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Beim Auswärtsspiel von Dynamo Dresden im Ruhrstadion von Bochum kam es nach dem Spiel zum Aufeinandertreffen von Dynamo-Fans und der Polizei. Dabei soll es zu teilweise harten Einsatz der Polizei inkl. Pfefferspray und Schlagstockeinsatz gekommen sein. Die Schwarz-Gelbe-Hilfe Dresden schildert ihre Sicht der Dinge.

Faszination Fankurve: Video: Dynamo Dresden Fans kritisieren Polizeieinsatz

„Neben Pfefferspray, kamen wiederholte Tonfa- und Faustschläge zum Einsatz. Fans wurden gezielt daran gehindert Fotos oder Videoaufnahmen zu machen. Neben zerstörten Wertgegenständen (Brillen. Handys etc.) gab es auch einige Verletzungen“, heißt es im Rückblick der Schwarz-Gelben Hilfe zu den Vorfällen in Bochum.“

Schwarz-Gelbe-Hilfe (Facebook): Kurze Stellungnahme zum Auswärtsspiel in Bochum

„Fans wurden gezielt daran gehindert Fotos oder Videoaufnahmen zu machen. Neben zerstörten Wertgegenständen (Brillen. Handys etc.) gab es auch einige Verletzungen.“

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Die Art wie über Ereignisse berichtet wird, prägt die öffentliche Wahrnehmung und kann die anschließend Debatte bereits zu Beginn in eine Richtung drängen. Das die nötige Aufmerksamkeit zur Richtigstellung teilweise drastische Maßnahmen verlangt zeigte nun der Fall aus Wien und dem Vorgehen der Fans des SK Rapid.

Rechtshilfe-Rapid: Der Rapid-„Fan“ in den Medien: The never ending story

„Der Block West hat im Spiel gegen den SK Sturm mit größtmöglicher Provokation die Konfrontation gesucht. Die Kurve hat die letzten Jahrzehnte gelernt, dass sie nur durch Übertreibung eine mediale Aufmerksamkeit erreicht. Die Reaktionen auf die verbale Zuspitzung auf dem gezeigten Spruchband kamen prompt und waren zugleich überaus entlarvend. Eine inhaltliche Auseinandersetzung mit der (unsachlichen) Kritik an der Berichterstattung der letzten Wochen gab es nicht […]“

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Eine Gruppe von 46 Ingolstädter Fans verpasste das Heimspiel gegen den SSV Jahn aus Regensburg auf Grund einer Festnahme durch die Polizei zu erkennungsdienstlichen Behandlung. Anlass hierfür war eine vermeintliche Auseinandersetzung mit Fans aus Regensburg. Innerhalb der Fanszene Ingolstadt hält sich allerdings der Verdacht, die gewaltprovoziernenden Personen seien Mitglieder des USK in zivil gewesen. Dies geht aus der Stellungnahme der Supporters Ingolstadt hervor.

Faszination Fankurve: Forderten Zivilpolizisten Fans zu Auseinandersetzung auf?

„Laut Angaben der Supporters Ingolstadt soll der Einsatz der Zivilpolizisten selbst den Szenekundigen Polizeibeamten aus Ingolstadt nicht bekannt gewesen sein, weshalb kurzzeitig auch nach zwei Regensburger Problemfans gefahndet worden sein soll, obwohl eigentlich die beiden Polizisten gemeint waren.“

Fanzeit.de: Stellungnahme Supporters Ingolstadt

„Als man sich dann jedoch langsam in Richtung Bushaltestelle aufmachte, nahmen die Dinge ihren Lauf: So kamen plötzlich zwei unbekannte Personen mit Teleskopschlagstock bewaffnet auf uns zu gerannt und versuchten uns mit ganz deutlichen Gewaltaufforderungen zu provozieren. Dabei fielen Aussagen wie „Traut euch doch!“, „Stellt euch ihr Wichser!“ oder „Auf geht’s Jungs! Heut gibt’s richtig aufs Maul!“.“

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Die rechtliche Lage hat sich für die Fussballfans in Deutschland innerhalb der Sommerpause in mehreren Punkten geändert. Auch Bayern verschärft ein Gesetz, das zwar nicht primär auf Fussballfans ausgelegt ist, aber in seiner Formulierung so vage ist, dass es durchaus im Bereich des Erwartbaren liegt, dass es auch im Kontext Fussball angewandt wird. Das Gefärder-Gesetz erlaubt es der Polizei Menschen ohne Urteil bis zu drei Monate festzuhalten und das durchaus mehrere Male.

Süddeutsche Zeitung: Gefährder-Gesetz verschärft

„Das neue Gesetz bezieht sich aber nicht nur auf mögliche terroristische Anschläge. Es betrifft jeden Bürger. Bisher konnte die Polizei erst tätig werden, wenn eine konkrete oder eine unmittelbar bevorstehende Gefahr drohte. Jetzt aber kann die Polizei Personen schon vorher überwachen oder in Gewahrsam nehmen.“

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Der Skandal um die entzogenen Presse-Akkreditierungen während des G20-Gipfels in Hamburg zog weit Kreise. Nun melden sich Fans des VfL Osnabrück zu Wort, mit dem Ziel darzulegen, dass Probleme dieser Art für Fußballfans in Deutschland schon lange existent sind und verweisen auf die Datensammelwut der Behörden. Ein Teil der Daten wird während einer „Erkennungsdienstlichen-Behandlung“ erhoben. Diese wurden bisher bei Verdacht veranlasst. Gegen eine präventive ED-Behandlung läuft nun eine Klage in Köln.

Faszination Fankurve: „Fans warnen seit Jahrzehnten vor Datensammelwut“

„Fußballfans warnen seit knapp zwei Jahrzehnten vor den immer weiterführenden Maßnahmen der Ermittlungsbehörden und ihrer Datensammelwut.
In den vergangenen Jahren flogen zuhauf nachweislich illegale Datenbanken der Behörden auf. Immer neue Datenbanken werden angekündigt. Nebenbei werden die alten Sammlungen gut gefüllt. Wer als Fußballfan – und dazu raten wir jedem! – ein Auskunftsersuchen über die Speicherung von Daten zu seiner Person bei den Behörden stellt, erfährt so manche skurrile bis absurde Überraschung.“

Südkurve.Köln: Klage gegen präventive ED-Behandlung

„Die Polizei Köln lud vor wenigen Wochen einen FC Fan zur sogenannten „Erkennungsdienstlichen Behandlung“ vor. Diese Maßnahme sollte jedoch nicht im Zuge einer laufenden Strafermittlung erfolgen, sondern rein präventiv, um eventuelle Straftaten in der Zukunft besser aufklären zu können. Wer jetzt glaubt, dass der Betroffene in der Vergangenheit durch besonders viele Straftaten im Zusammenhang mit Fußballspielen auffällig geworden wäre, liegt leider falsch. Wieso also dann die präventive Aufnahme von Fotos und Fingerabdrücken?“

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Die Kennzeichnungspflicht war ein großer Erfolg und ein wichtiger Schritt zu einer Verbesserung für das Verhältnis zwischen Fußballfans und der Polizei. In NRW wird die Kennzeichnungspflicht als Misstrauensbeweis gegenüber der Polizei gewertet und ihr Abschaffung laut gefordert.

Legal Tribune Online: Kennzeichnungspflicht für die Polizei in NRW – Eine Rege­lung mit Ablauf­datum

„Die Kennzeichnungspflicht für Polizeibeamte besteht – soweit ersichtlich – zurzeit in neun Bundesländern und in den meisten Ländern der Europäischen Union. Dies hat gute Gründe, denn sie fördert die Transparenz staatlichen Handelns und ermöglicht dessen Kontrolle, ohne die die besonderen Eingriffsbefugnisse der Polizei nicht zu legitimieren wären. Effektive Kontrolle und effektiver Rechtsschutz setzen die Möglichkeit voraus, handelnde Personen zu identifizieren und ihnen die Verantwortung für ihr Handeln zuweisen zu können.“