03 Jul 2017

Presseschau 7.1.17

Die Polizei Hannover durchsuchte im großen Stil Wohnungen von Fussballfans aus Hannover. Die Mitglieder der Gruppe „Rising Boys Hannover“ sollen an graffitibezogenen Straftaten und Sachbeschädigung beteiligt sein.

Fanhilfe-Hannover: Hausdurchsuchungen wegen Graffiti bei (angeblichen) Mitgliedern der Gruppe „RBH“

„[Die Fanhilfe Hannover kritisiert], dass offensichtlich schon im Voraus der Durchsuchungen die Presse entsprechend informiert wurde, so dass diese schon bei Durchsuchungsbeginn vor Ort war. Unter anderem in der „Neuen Presse“ findet sich zudem eine entsprechende Fotoserie, die unter reißerischer Aufmachung heimliche Aufnahmen durch ein gekipptes Fenster in das Wohnungsinnere eines Betroffenen enthält.“

Auch Die Nachrichten Seite Spiegel Online thematisiert die Hausdurchsuchungen der Polizei Hannover und stellt die Frage nach der Verhältnismäßigkeit.

Spiegel Online: Durchsuchungen bei Fußballfans in Niedersachsen – Die Hand an der Fahne

„Der Hannoveraner Fan-Anwalt Andreas Hüttl ist empört über das Vorgehen der Polizei. Er hält die Durchsuchungsbeschlüsse für rechtswidrig und sagt, dass nur zwei der betroffenen Fans den Rising Boys angehörten.“

Auch in Braunschweig kam es nachweislich zu Hausdurchsuchungen durch die Polizei, die mit dem Vorwurf des „versuchten Totschlags“ gerechtfertigt wurden.

Faszination Fankurve: „Versuchter Totschlag“: Hausdurchsuchungen in Braunschweig

In Braunschweig kam es heute in den Morgenstunden zu Wohnungs- und Hausdurchsuchungen bei zahlreichen Eintracht Braunschweig Fans. Dies machte die Blau-Gelbe-Hilfe öffentlich. Die Fanhilfe weiß von 92 tatverdächtigen Personen, gegen die wegen versuchten Totschlags beim Derby in Hannover ermittelt wird.

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Neben den Hausdurchsuchungen scheint sich die Polizei Hannover auch durch gezielte Suchen im Neuland Internet Informationen beschaffen zu wollen. Ziel der Polizei ist das soziale Netzwerk XING, welches sich speziell auf das Berufsleben seiner Mitglieder konzentriert. Hier vernetzen sich Menschen unter Angabe ihrer Arbeitgeber und ihres beruflichen Werdegangs.

Fanhilfe-Hannover: Polizei Hannover durchsucht systematisch XING-Profile

„Wir können allen Bürgern, egal ob Fußballfan oder nicht, weiterhin nur nahelegen, nicht mit Klarnamen im Internet zu agieren. Hier werden von Ermittlern laienhaft Verknüpfungen konstruiert oder vermeintliche Strukturerkenntnisse zusammengetragen, die immer öfter in verhältnislose und verheerende Maßnahmen münden.“, empfiehlt ein Sprecher der Fanhilfe.

Das einmal erhobenen Daten, selbst nach einer vermeintlichen offiziellen Löschung, bestehen und abrufbar bleiben thematisiert die Frankfurter Rundschau. Auch wenn die Zielgruppe nicht direkt Fussballfans sind, ist die Entwicklung und die Tatsache, dass diese Sammlung von Daten technisch möglich ist, besorgniserregend.

Frankfurter Rundschau: Polizei spionierte linke Aktivisten aus

„Nicht nur die beim Einwohnermeldeamt registrierten Daten ließen sich die Beamten geben, sie sammelten auch Fotos und notierten alle Informationen, derer sie habhaft werden konnten – vom Arbeitsplatz über Facebook-Profile bis zur Teilnahme an Veranstaltungen und vermuteten Zugehörigkeiten zu politischen Gruppierungen. Selbst was offiziell längst aus dem Polizeicomputer gelöscht war, lebte in diesen Unterlagen weiter.“

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Das Derby zwischen Hannover und Braunschweig zieht auch in Braunschweig folgen nach sich. So sieht sich die Blau-Gelbe-Hilfe aus Braunschweig zu einer Stellungnahme, mit dem Ziel der Richtigstellung eines Zeitungsartikels, gezwungen.

Blau-Gelbe-Hilfe Braunschweig: Vorgehen der Einsatzkräfte beim Hinspiel der Relegation in Wolfsburg – Stellungnahme

„Die Darstellung im Artikel ist fehlerhaft. Möglicherweise gibt es auf Seiten der ermittelnden Behörden eine Kommunikationslücke. Der BGHist aus zuverlässiger Quelle bekannt, dass die Anzeige des betroffenen Eintrachtfans zum 10. Juni 2017 bei der Staatsanwaltschaft in Braunschweig eingegangen sein müsste.“

Auch Faszination Fankurve hat sich diesem Thema angenommen und veröffentlicht die Pressemitteilung der Blau-Gelben-Hilfe aus Braunschweig.

Faszination Fankurve: „Operationen zur Wiederherstellung der Gesundheit notwendig“

„Die Blau-Gelbe Hilfe unterstützt die betroffenen Fans und vermittelt ihnen fachkundige Rechtsauskünfte. In den Fällen, in denen aus Sicht der Juristen Erfolgsaussichten für eine Klage der Betroffenen bestehen, empfiehlt sie, die juristischen Mittel auszuschöpfen.“

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Die Bundespolizei Hannover verschickte im Jahr 2016 Gefährdenanschreiben mit Unterlassungscharakter an die Eltern minderjähriger Ultras.

Transparent Magazin: Die gefährliche Kriminalisierung minderjähriger Ultras

„Der 15-jährige Paul ist Ultra. Seine Mutter hatte damit nie ein Problem. Bis sie Post von der Polizei bekam – ohne dass Paul wirklich etwas gemacht hätte.“