02 Feb 2020

Kommentar der Eisernen Hilfe zur polizeilichen Maßnahme am 01.Februar 2020 in Dortmund

Der Auftakt der Auswärtswoche gestaltete sich nicht nur auf dem Rasen mehr als holprig. Mindestens 200 Menschen konnten die Niederlage nicht sehen. Sie verbrachten mehr als vier Stunden auf dem Parkplatz, wo sie von der Polizei aufgrund einer Maßnahme festgehalten wurden. Dabei wurden die Insassen der drei Busse und zwei PKWs einzeln erkennungsdienstlich behandelt. Zusammen mit Mitarbeitern des Fanprojekts beider Vereine, der Fanbetreuung von Union Berlin, der Fanhilfe Dortmund und ihrem Anwalt waren wir vor Ort und versuchten die betroffenen Personen zu betreuen.


Die Polizei Dortmund fuhr mindestens 40 Fahrzeuge für die Maßnahme auf. Die zur Verfügung stehenden Kapazitäten wurden dabei allerdings nicht genutzt, sodass sich die Behandlung unnötigerweise in die Länge zog. Die lange Dauer wurde in unseren Augen dabei mindestens billigend in Kauf genommen und somit auch die Tatsache, dass die festgehaltenen Personen das Spiel verpassen würden. Während der Behandlung wurde sich seitens der Union-Fans stets kooperativ verhalten. Die Polizei gab auf ihren sozialen Medien zwar bekannt, dass alle Personen nach der Maßnahme den Weg ins Stadion antreten könnten, dies jedoch nur in kleinen Gruppen und nicht gemeinsam. Dabei waren jedoch bei weitem nicht alle Personen kontrolliert worden, sodass lediglich etwa 40 Personen diese Möglichkeit hätten wahrnehmen können. Aus Solidarität wurde auf dieses Angebot nicht eingegangen. Es wurde eher versucht, die Stimmung innerhalb der Gruppe mit Gesängen und Galgenhumor hoch zu halten, trotz des langen Aufenthalts außerhalb der Busse ohne warme Kleidung. Auch die Busse selbst wurden von der Polizei durchsucht, wobei hierfür eigens drei Beamtinnen der Kripo Dortmund herangezogen wurden. Die Busfahrer verweigerten den Beamten zunächst den Zugang zu den Bussen, mussten sich jedoch dem Vorgehen der Polizei beugen, da der notwendige Beschluss ausgegeben wurde. Da dieser jedoch vor Ort nicht vorlag, werden wir in den kommenden Tagen diesen anfordern und auf Rechtmäßigkeit prüfen lassen. Bei der Kontrolle der beiden privaten PKWs hielt es die Polizei zusätzlich nicht für nötig neutrale Zeugen hinzuzurufen.

Die Polizei gab für diese Maßnahme zunächst „polizeilich relevante Zwischenfälle“ als Grundlage an. Diese schwammige und nichtssagende Aussage wurde später in den Vorwurf der Sachbeschädigung und dem Auftreten in bedrohlicher Haltung gegenüber einem Zivilfahrzeug der Polizei geändert. Ob das Festhalten von mehr als 200 Personen zur Identifizierung von wenigen Tatverdächtigen hierbei ermittlungstechnisch sinnvoll war, können wir nicht beurteilen, die Verhältnismäßigkeit ist in unseren Augen jedoch nicht gewahrt worden.

Dies wird vor allem in der Tatsache deutlich, dass einer der Busse am Ende gar nicht mehr durchsucht und die Insassen von der Polizei nicht mehr erfasst wurden. Dass zu diesem Zeitpunkt das Spiel bereits beendet war, halten wir nicht für einen Zufall, sondern eher für den Grund der Beendigung. Wenn die Ermittlung der vermeintlichen Täter eine solche Priorität hatte, die diese umfangreiche Maßnahme nötig machte, erscheint uns das Handeln der Polizei unlogisch. Vielmehr entsteht der Eindruck, die Polizei wollte den Fans lediglich den Besuch im Stadion verwehren. Dieses Ziel erreichte die Polizei, sodass die Busse gegen 18:45 Uhr den direkten Heimweg antraten.

Wir bedanken uns an dieser Stelle für die schnelle Hilfe und gute Zusammenarbeit mit der Fanhilfe Dortmund, ihrem Anwalt sowie dem Dortmunder Fanprojekt.

Bleibt zu hoffen, dass die restliche Auswärtswoche erfolgreicher gestaltet werden kann, sowohl auf den Rängen, als auch auf dem Rasen.