07 Dez. 2025

Stellungnahme zum Polizeieinsatz am 13. Spieltag in Wolfsburg

Berlin, 07. Dezember 2025

Nach den Auseinandersetzungen im vergangenen Jahr in Wolfsburg wurde auch diesmal wie erwartet ein großes Polizeiaufgebot aufgefahren. In Anbetracht dessen waren die Fans des 1. FC Union mit großer Vorsicht und auf ein ruhiges Verhalten bedacht nach Wolfsburg unterwegs. Das wurde von dem massiven Polizeiaufgebot, mit dem die Fans in Empfang genommen wurden, unmittelbar infrage gestellt.

Bereits am Wolfsburger Bahnhof wurden alle Unionfans, nicht nur die vermeintliche Zielgruppe, von der Polizei auf engem Raum festgesetzt und dadurch teils in unmittelbare Gefahr gebracht. Dabei war das Verhalten der Polizei vor Ort weder deeskalierend noch transparent, sondern herablassend und provozierend. Hier war kein sicheres Vorgehen, sondern vielmehr ein geplantes unter Druck setzen zu
beobachten.

Das eindeutig eskalative Verhalten der Wolfsburger Polizei führte aufseiten der Fans des 1.FC Union Berlin letztlich zu mehreren Verletzten, wovon mindestens zwei Personen medizinisch behandelt werden mussten. Videoaufnahmen der Situation zeigen ein eindeutig repressives, gewaltbereites Agieren der Polizeikräfte. So erfolgte mehrfach ein gewaltsamer Zugriff in die Masse hinein, während die Fans unter diesem Druck versuchten, ruhig zu bleiben und auf eine Entschärfung der Situation bedacht waren.

Die Polizei begründete die Maßnahme in Personalienfeststellungen – dazu gibt es einerseits geeignetere, mildere Maßnahmen als die Festsetzung und den pauschalen Angriff auf etwa 300 Personen. Wenn die Gesuchten andererseits den Szenekundigen Beamten bereits bekannt sind, bestehen erhebliche Zweifel an der Erforderlichkeit. Auf die Rolle der Szenekundigen Beamten möchten wir an dieser Stelle nochmal gesondert eingehen, denn diese betrachten wir hier besonders kritisch. Diese speziell geschulten Kräfte sind dafür verantwortlich, nicht nur strafverfolgend, sondern insbesondere auch präventiv zu arbeiten. Das heißt in diesem Fall: relevante Personen identifizieren und deren Rolle korrekt einschätzen. Da dies seit dem Gastspiel im vergangenen Jahr nicht abschließend geschehen ist bzw. gestern von der Festsetzung auch eine Person betroffen war, die nachweislich im letzten Jahr nicht an der Auswärtsfahrt nach Wolfsburg teilnahm, werten wir dies als eine erhebliche
Fehlleistung. Die Konsequenzen dieser Versäumnisse haben am gestrigen Tag die zahlreichen unbeteiligten Fans und Verletzten von Union Berlin getragen.

Wir verurteilen das Vorgehen der Polizei entschieden, da es aus unserer Sicht zu gefährdenden Handlungen geführt hat. Im Zuge der aktuellen Debatte möchten wir noch einmal betonen, wie wichtig ein sicheres Stadionerlebnis ist, dazu gehört auch eine sichere An-und Abreise zu Fußballspielen für alle Fans und insbesondere ein nachvollziehbares, verantwortungsvolles Verhalten der polizeilichen Kräfte. Die Sicherheit des Stadionerlebnisses wurde an diesem Spieltag wohl vor allem durch die Handlungen der Polizei gefährdet.

Die im Nachgang herausgebrachte Pressemitteilung der Polizei Wolfsburg und die teilweise unkritische Übernahme in den Medien ohne Einbeziehung der Fanseite sehen wir vor diesem Hintergrund als äußerst bedenklich. Es stellt sich die Frage, wie eine staatliche Darstellung objektiven Anspruch erheben kann, wenn sie in erster Linie darauf ausgerichtet ist, das eigene Vorgehen zu legitimieren.

Wir wünschen allen Verletzten gute Besserung und legen ihnen den Besuch der Gewaltschutzambulanz nahe. Weiter bitten wir die Beteiligten um die Anfertigung von Gedächtnisprotokollen.
Eiserne Hilfe n.e.V.